Steuerflucht und Steuervermeidung europäisch bekämpfen

65. Bundeskongress in Halle (Saale), 13.10.18

Steuerflucht und Steuervermeidung europäisch bekämpfen

Beschluss im Wortlaut:

Wir fordern, dass:

  1. die EU ihre Wirtschaftsbeziehungen zu Staaten, die als Steueroasen auf der schwarzen Liste der EU aufgeführt sind, gegebenenfalls neu einordnet, beschränkt oder anderweitig ändert,
  2. Mitgliedstaaten der EU mit Handelsabkommen, die solche Steuervermeidungen begünstigen, angehalten werden sollen, diese so anzupassen, dass der unrechtmäßige Abfluss von versteuertem und nicht-versteuerten Kapital erschwert wird,
  3. durch die Europäische Kommission und das Europäische Parlament Druck auf Mitgliedstaaten der EU ausgeübt wird, ihre Steuergesetze so zu gestalten, dass „Steuertourismus“ innerhalb Europas nicht mehr möglich ist,
  4. ein öffentliches „Country-by-Country-Reporting“ eingeführt wird, in dem Unternehmen, welche in ihren Heimatländern zur Offenlegung ihrer Bilanz verpflichtet sind, offenlegen, in welchen Ländern sie aktiv sind und wie viel Umsatz, Gewinne und Steuern in dem jeweiligen Land anfallen,
  5. es eine EU-weite, einheitliche effektive Mindestbesteuerung für Unternehmen gibt sowie, dass steuerrechtliche Ausnahmeregelungen in Überseegebieten und autonome Territorien abgeschafft werden,
  6. die Mitgliedstaaten der EU im Rahmen der OECD eine kohärente Strategie und einheitliche Haltung mit Blick auf den globalen steuerrechtlichen Umgang mit konzerninternen Verrechnungspreisen verfolgen und darauf hinwirken, dass staatliche Doppelbesteuerungen ebenso minimiert werden, wie privates „Base Erasing and Profit Shifting“ (BEPS),
  7. falls ein Mitgliedstaat der EU seine hoheitliche Pflicht, Unternehmensgewinne gemäß der festgelegten Mindestbesteuerung für Unternehmen einzuziehen, nicht erfüllt, das Besteuerungsrecht für diesen Fall auf die EU übergehen soll. Die Unternehmen werden in diesem Zuge auch darauf verpflichtet nachzuweisen, ob sie ihre Gewinnsteuern im jeweiligen Mitgliedsland entrichtet haben.
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Finanzierung der EU modernisieren

65. Bundeskongress in Halle (Saale), 13.10.18

Finanzierung der EU modernisieren

Beschluss im Wortlaut:

Die Finanzierung der EU über nationale Mitgliedsbeiträge muss beendet werden. Bei den Haushaltsverhandlungen haben die Mitgliedstaaten stets die Möglichkeit, die EU und sich gegenseitig zu erpressen. Außerdem unterteilt das bisherige Finanzierungsmodell die EU in Nettozahler- und Nettoempfängerländer, was zu einem dauerhaften Quell unproduktiver und feindseliger Debatten geworden ist. Stattdessen soll es wie innerhalb eines Mitgliedstaates sein: die Wohlhabenderen tragen mehr zum Haushalt bei als weniger Wohlhabende. So trägt jede*r Bürger*in seinen*ihren individuellen Verhältnissen entsprechend zum gemeinsamen EU-Haushalt bei.

Aus diesem Grunde fordern wir, dass eine individuelle Steuer an die Stelle der nationalen Mitgliedsbeiträge (was Mehrwehrsteuer-Eigenmittel und Eigenmittel auf Grundlage des Bruttonationaleinkommens de facto sind) tritt. Diese Steuer muss vom Europäischen Parlament festgelegt werden, wie es das Königsrecht eines jeden Parlaments ist. Als zweite Kammer muss der Rat der EU daran mitwirken. Eine solche Steuer darf keine Zusatzbelastung für die Bürger*innen bedeuten, denn die nationalen Mitgliedsbeiträge für die EU fallen weg. Die Mitgliedstaaten werden aufgefordert, ihre Steuersätze entsprechend anzupassen, um eine Zusatzbelastung auszuschließen. Eine solche Steuer könnte etwa eine Finanztransaktionssteuer, eine Unternehmenssteuer, eine Umsatzsteuer oder eine Einkommenssteuer sein. Will die EU ihr Budget ändern, würde dies nicht mehr vom Wohlwollen der Mitgliedstaaten abhängen, sondern von der Zustimmung der Repräsentant*innen der Wähler*innen (also in diesem Falle dem Europäischen Parlament und dem Rat).

Dieses EU-eigene Budget bedeutet auch das Ende des mehrjährigen Finanzrahmens. Dieser auf sieben Jahre angelegte Rahmen presst die EU in ein politisches Korsett, was es schwierig macht, auf neue Situationen flexibel zu reagieren. Außerdem wird dieses Budget der demokratischen Kontrolle entzogen, da die Finanzperiode nicht mit der Legislaturperiode übereinstimmt. Wir sprechen uns dafür aus, den Finanzrahmen zu streichen und nur noch mit Jahreshaushalten zu arbeiten.

Das EU-eigene Budget gibt dem Parlament als Vertretung der Unionsbürger*innen außerdem eine stärkere Kontrollmöglichkeit gegenüber der Kommission, während die Mitgliedstaaten diese Möglichkeit nur über den Rat haben. Dadurch verschwindet der Gegensatz von Mitgliedstaaten, die über die Einnahmen, und dem Parlament, das über die Ausgaben entscheidet.

 

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Resolution zum Pariser Klimaabkommen

64. Bundeskongress in Bremen, 15.10.17

Resolution zum Pariser Klimaabkommen

Beschluss im Wortlaut:

Nach Jahren erfolgloser Klimagipfel stellt das Pariser Klimaabkommen vom Dezember 2015 ein Erfolg der Weltgemeinschaft im Kampf gegen die Klimakatastrophe dar. Bis zum heutigen Tag haben bereits 153 Staaten das Abkommen ratifiziert. Dieses Abkommen müssen wir alle und vor allem die Europäische Union aufs heftigste verteidigen. Wir begrüßen daher, dass das Abkommen vom G20-Gipfel in Hamburg erneut bekräftigt wurde. Vor allem nach der Ankündigung des amerikanischen Präsidenten, dass die USA aus dem Klimaabkommen aussteigen wolle, müssen wir uns unserer Verantwortung für den Kampf gegen die Klimakatastrophe bewusstwerden und das Abkommen, auch wenn es Schwachstellen hat, verteidigen.

Die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten müssen ihre führende Rolle in den Verhandlungen nun auch in der Durchsetzung beibehalten. Wir begrüßen daher, dass die Europäische Union im Namen all ihrer Mitgliedstaaten bereits ihre national festgelegten Beiträge (INDCs) eingereicht und veröffentlicht hat. Vor allem begrüßen wir den geplanten Rückgang von 40% der Treibhausgase bis 2030 gegenüber dem Wert von 1990. Jedoch muss nun befürchtet werden, dass einige Mitgliedstaaten der Europäischen Union, unter anderem auch Deutschland, die selbst gesteckten Klimaziele verfehlen werden.

Wir wollen alle daran erinnern, welche Wichtigkeit die Erreichung der Klimaziele und damit einhergehend eine Begrenzung des Temperaturanstiegs auf maximal 1,5 Grad Celsius für das Überleben auf unserem Planeten und für unsere Zukunft darstellt. Des Weiteren sollte aber die Europäische Union einen Weg finden, Mitgliedstaaten, die ihre Klimaziele nicht erreichen, zu sanktionieren und im Einzelfall bei der Erreichung der Klimaziele zu unterstützen. Zur Verbesserung des europäischen Klimaschutzes fordern wir eine europäische Energieunion, die den europäischen Energie- und Umweltbereich klimafreundlich gestalten soll.

Ein wichtiges Element des Pariser-Abkommens ist der Green Climate Fund (GCF), der Entwicklungsländer bei der Umsetzung ihrer Klimaziele finanziell unterstützen soll. Der Fond ist bereits in Arbeit und es wurden bereits 2,2 Mrd. der versprochenen 10 Mrd. eingezahlt. Durch die Zurückhaltung der US-Regierung bezüglich des Kampfes gegen die Klimakatastrophe wird befürchtet, dass dieser Fond leiden wird. Wir als JEF fordern, dass die Europäische Union dem entschieden entgegentritt. Der GCF ist die Voraussetzung dafür, dass wir eine globale Strategie gegen die Klimakatastrophe verfolgen können und auch für Entwicklungsländer, die zumeist stärker durch die Klimakatastrophe betroffen sind, eine Anpassung an die nicht mehr aufzuhaltenden Folgen des Klimawandels garantiert werden kann. Sollte die Arbeit des Fonds tatsächlich durch den Rückzug der USA gefährdet werden, so müssen die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten einen größeren Teil des Fonds bereitstellen.

Auch wenn wir bisher die positiven Seiten des Pariser Klimaabkommens in den Vordergrund gestellt haben, so sollten wir uns nicht davon täuschen lassen, welche Unzulänglichkeiten das Abkommen darstellt. Über die selbst gesteckten Ziele hinaus unterstützen wir als JEF den Vorschlag einen Preis auf Emissionen im Rahmen der G20 einzuführen, der langfristig viel effektiver zu einem Rückgang der Emissionen führen wird. Das System könnte sich dabei an dem in der EU bereits vorhandenen Emissionshandel orientieren. Dieser ist jedoch in der Hinsicht unzulänglich, da das Gesamtvolumen der auf dem Markt befindlichen CO2-Zertifikate zu hoch ist und dadurch die Preise für Emissionen zu niedrig sind, um zu einem effektiven Klimaschutz beizutragen. Bedenkt man, dass die G20-Staaten den Großteil der weltweiten Emissionen zu verantworten haben, so ist dieses Forum grundsätzlich ein guter Ort, um neue und weitergehende Vorschläge durchzusetzen. Die EU sollte sich in diesem Forum dafür einsetzen, zwischen den G20-Staaten einen Emissionshandel einzuführen.

Der Kampf gegen die Klimakatastrophe geht weiter und wir müssen dabei sowohl das Pariser Klimaabkommen verteidigen, als auch neue Strategien entwickeln und durchsetzen. Dabei fordern wir Junge Europäische Föderalist*innen, dass die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten international beginnend auf dem COP-23-Treffen im November 2017 in Bonn, den Kampf gegen die Klimakatastrophe anführen und dabei auch ihre selbst gesteckten Ziele umsetzen.

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Änderung des Politischen Programms der JEF Deutschland

64. Bundeskongress in Bremen, 14.10.17

Änderung des Politischen Programms der JEF Deutschland

Der folgende Text wird als neues Kapitel 3 eingefügt. Die Nummerierung der nachfolgenden Kapitel wird entsprechend angepasst. Ebenso sollen aus dem Politischen Programm die Zeilen 108-112 (Seite 4) gestrichen werden, um eine inhaltliche Dopplung zu vermeiden.

3. Warum wir die Vereinigten Staaten von Europa brauchen

Für ein handlungsfähiges Europa

Die Nationalstaaten stoßen insbesondere vor dem Hintergrund der voranschreitenden Globalisierung in vielen Bereichen an die Grenzen ihres politischen Gestaltungsspielraums. Viele Herausforderungen unserer Zeit wie die Regulierung von Unternehmen und Finanzmärkten, die Nutzung der Chancen der Digitalisierung, der Datenschutz oder die Aufnahme von Flüchtlingen lassen sich nicht mehr sinnvoll auf nationaler Ebene, sondern nur noch gemeinsam auf europäischer Ebene lösen. Besonders augenfällig ist dies im Bereich der Außenpolitik: Angesichts des Entstehens einer multipolaren Weltordnung mit neuen Mächten wie Indien und China sind selbst große EU-Mitgliedsstaaten zu klein, um ihre Interessen in der internationalen Politik erfolgreich vertreten und weltpolitisch Verantwortung übernehmen zu können. Manche Herausforderungen wie z.B. die Bekämpfung des Klimawandels lassen sich sogar nur global lösen. Gerade in diesen Fragen ist es entscheidend, dass Europa mit einer Stimme spricht. Diese Beispiele verdeutlichen: Gemeinsame Herausforderungen bedürfen gemeinsamer Lösungen. Diese Formel macht für uns Föderalisten auch den Wesenskern des Föderalismus aus. Die Europäische Union jedoch verfügt in ihrer derzeitigen Struktur nicht über die notwendigen Kompetenzen, um diese Herausforderungen meistern zu können.

Dass Teile der Bevölkerung der EU kritisch oder sogar ablehnend gegenüberstehen, liegt auch darin begründet, dass die EU in den vergangenen Jahren oft nicht in der Lage war, auf Krisen und politische Entwicklungen schnell und entschlossen zu reagieren und deren Ursachen zu begegnen. Die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise beispielsweise hat Europa in besonderem Maße getroffen und damit schmerzhaft deutlich gemacht, dass zwischenstaatliche Lösungen Krisen nur verzögern anstatt sie zu bewältigen. Wir fordern einen europäischen Bundesstaat, damit Europa handlungsfähig wird. Um den Stillstand in der EU zu überwinden, müssen wir die europäische Ebene mit jenen Kompetenzen ausstatten, die sie braucht, um handlungsfähig zu sein.

Für eine europäische Demokratie

Viele EU-Bürger haben das Gefühl, dass sie auf die Entscheidungen, die auf europäischer Ebene getroffen werden, keinen Einfluss haben; ja, dass sie noch nicht einmal die grundlegende Richtung der europäischen Politik mitbestimmen können. Auch das Europäische Parlament als Vertretung der Bürger*innen lässt eine solche Politisierung vermissen, die unterschiedliche politische Konzepte deutlich werden ließe und erkennbar machen würde, welche Politiker*innen und Parteien für welche Politik verantwortlich sind. Dem Institutionengefüge der EU mangelt es an dem für Demokratien so wichtigen Wechselspiel aus Regierung und Opposition. Es fehlt an einer europäischen Regierung, die die politische Richtung vorgibt und die ihre Legitimation aus einer bei der Parlamentswahl errungenen Mehrheit der Stimmen der Bürger*innen schöpft. Es fehlt an einer ihr gegenüberstehenden Opposition, die die Arbeit der Regierung kritisch begleitet, Alternativen aufzeigt und Missstände anprangert.

Dass die Leitlinien der europäischen Politik nicht von einer vom Europäischen Parlament gewählten europäischen Regierung, sondern vom Europäischen Rat bestimmt werden, ist Ausdruck eines Demokratiedefizits der Europäischen Union.

Dass die Stärkung der demokratischen Legitimation europäischer Politik dringend notwendig ist, zeigt ein weiteres, gravierendes Problem: Aufgrund der dominanten Rolle, die die nationalen Regierungen und insbesondere die Staats- und Regierungschefs derzeit bei Entscheidungen spielen, bestimmen die Politiker eines Landes maßgeblich die Politik anderer Länder mit. Dieser Einfluss reicht bis hin zu haushaltspolitischen Fragen und grundlegenden politischen Richtungsentscheidungen. Das aber bedeutet, dass Bürger von Entscheidungen von Politikern betroffen sind, an deren Wahl sie nicht beteiligt gewesen sind.

Mit besonderer Sorge beobachten wir als JEF, dass die Macht der Regierungen in Folge der Wirtschafts- und Finanzkrise stetig gewachsen ist und mehr und mehr weitreichende Entscheidungen auf intergouvernementaler Ebene getroffen werden – teilweise sogar außerhalb der Institutionen der EU. Damit entzieht sich die europäische Politik in zunehmendem Maße der parlamentarischen Kontrolle. Der Europäische Rat hat sich vom Wegbereiter zum Wegbeschreiter entwickelt, lässt aber politischen Reformwillen vermissen. Durch diese schleichende Kompetenzverschiebung von Parlamenten zu Regierungen wächst das europäische Demokratiedefizit weiter. Das Europäische Parlament wird umgangen, die nationalen Parlamente werden vor vollendete Tatsachen gestellt. Ziel muss es daher sein, Entscheidungen dieser Art in die Hände transnationaler, demokratisch legitimierter und dem europäischen Gemeinwohl verpflichteter Institutionen zu legen.

Mit der unzureichenden Handlungsfähigkeit einerseits und dem Demokratiedefizit andererseits weist die Europäische Union zwei grundlegende Mängel auf, die den Fortbestand der EU gefährden, da auf der einen Seite Probleme nicht gelöst werden können und auf der anderen Seite ein Vertrauensverlust bei den Bürgern entsteht. Deshalb gilt es, diese Mängel durch eine grundlegende Neuordnung der Strukturen hin zu handlungsfähigen und demokratischen Vereinigten Staaten von Europa zu überwinden. Dabei sind beide Punkte eng miteinander verknüpft: Ein Mehr an Europa setzt zugleich auch ein Mehr an Demokratie und Transparenz voraus. Wir fordern einen europäischen Bundesstaat, damit aus einem Zusammenschluss von Staaten eine supranationale europäische Demokratie wird.

Im Zentrum des politischen Systems der EU steht – statt einer europäischen Regierung, die durch eine Opposition kontrolliert wird – der Europäische Rat der Staats- und Regierungschefs, welcher keiner parlamentarischen Kontrolle durch ein Organ der EU unterliegt.

Für einen gesamteuropäischen Diskurs

Aufgrund der starken Rolle des Europäischen Rates und der schwachen Politisierung des Europäischen Parlaments gibt es für die Medien kaum Anknüpfungspunkte für die Berichterstattung über die Arbeit des Parlaments, kaum kontroverse Themen, die man aufgreifen könnte. Es fehlt an Personen aus Kommission und Parlament, die Kraft ihrer Position über maßgeblichen Einfluss verfügen und an denen sich unterschiedliche politische Vorstellungen festmachen ließen. Erst durch Politiker aber, die abstrakte Politik transportieren, wird diese für die Bürger*innen greifbar.

Dieser Mangel führt zwangsläufig dazu, dass der Fokus der Berichterstattung in erster Linie auf dem Europäischen Rat und damit nicht auf unterschiedlichen politischen Konzepten, sondern auf nationalen Gegensätzen liegt. Dieser Blickwinkel jedoch suggeriert, Nationalstaaten seien monolithische Blöcke, verschleiert die eigentliche Natur von politischen Entscheidungen und schadet damit dem europäischen Geist. Es ist also die Struktur des politischen Systems, die die Form des öffentlichen Diskurses bestimmt und damit die Entstehung einer europäischen Öffentlichkeit verhindert. Wir fordern die Vereinigten Staaten von Europa, damit wir europaweit gemeinsam darüber diskutieren, welche Wege wir politisch einschlagen wollen.

Für eine Vollendung des europäischen Projekts

Die Weiterentwicklung der EU zu den Vereinigten Staaten von Europa ist die logische Fortsetzung der bisherigen historischen Entwicklung der europäischen Integration. Die Vernetzung Europas nimmt in gesellschaftlicher sowie wirtschaftlicher Hinsicht immer weiter zu. Was heute in einem Mitgliedsland entschieden wird, hat demnach immer auch Auswirkungen auf die Bürger*innen und andere Mitgliedsländer. Darüber hinaus nimmt auch die wechselseitige Abhängigkeit zwischen verschiedenen Politikbereichen, für die derzeit häufig mal die Mitgliedschaften, mal die EU zuständig sind, immer weiter zu. Nur die Vereinigten Staaten von Europa mit starken wirtschaftspolitischen Kompetenzen erlauben es, die vielfältigen Abhängigkeiten bei der Ausgestaltung von Politik zu berücksichtigen, und das historische Projekt eines europäischen Binnenmarktes zu vollenden.

Auf diese Weise können auch die historisch bedingten ökonomischen und sozialen Ungleichheiten verringert werden – etwas, was die bloße Existenz eines europäischen Binnenmarktes nicht zu erreichen vermochte.

Die Schaffung eines europäischen Bundesstaates, in dem die Teilstaaten nach dem Prinzip der Subsidiarität weiterhin über eigene Kompetenzen verfügen, erlaubt es, Handlungsfähigkeit nach innen und außen, demokratische Strukturen und einen gemeinsamen Diskursraum, die Wahrung europäischer Vielfalt und einen effektiven Schutz von Minderheiten auf Basis gemeinsamer Werte miteinander zu verbinden. Wir fordern die Vereinigten Staaten von Europa, um das historische Projekt der europäischen Einigung zu vollenden.

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Telekommunikationsmarkt öffnen – Digitalen Binnenmarkt vollenden

64. Bundeskongress in Bremen, 14.10.17

Telekommunikationsmarkt öffnen – Digitalen Binnenmarkt vollenden

Beschluss im Wortlaut:

Durch die künstliche Trennung der Telekommunikationsmärkte wird der Wettbewerb zum Nachteil der Kund*innen behindert und die Qualität der Dienstleistungen gemindert. Die Telekommunikationsfirmen haben es leicht, den Markt zu kontrollieren. Bisher werden Lizenzen für Mobilfunkfrequenzen oder das Verlegen von Kabeln national vergeben, aber europäisch ausgeschrieben. Große Firmen können sich auch in mehrere nationale Telekommunikationsmärkte einkaufen, während dies für kleinere Anbieter zu teuer oder aufwendig ist. Nur in einem vollständig europäisierten Telekommunikationsmarkt kann ein wirklicher Wettbewerb entstehen. Damit könnte sich auch das Problem der Roaming-Gebühren erledigen. Bisher funktioniert Roaming, wie folgt: Die Telekommunikationsfirmen begrenzen die Auslands-Roaming-Nutzungszeit der Kund*innen, da die an den Netzbetreiber im jeweiligen Land zu zahlenden Nutzungsgebühren ansonsten nicht tragbar wären. Innerhalb von Ländern passiert dies aber nicht: Ist gerade kein Mast des eigenen Anbieters in der Nähe, passiert technisch genau das gleiche Roaming wie im Ausland, indem man ein anbieterfremdes Netz benutzt und der eigene Anbieter dafür Gebühren an den Fremdanbieter zahlt. Wegen des offenen Marktes innerhalb eines Landes wird das aber nicht zum Problem, weil es nicht passiert, dass ein Anbieter irgendwo gar nicht vertreten ist, weil er sich den Marktzugang nicht leisten konnte. Ein einheitlicher Markt wird es auch europäischen Unternehmen ermöglichen, international kompetitiver zu sein, weil sie es sich nicht mehr leisten können, von einer geschützten Marktposition zu profitieren.

Ein einheitlicher Rechtsrahmen für Digitale Dienste

Telefon- und Internetnetze sind jedoch nur ein Aspekt im digitalen Binnenmarkt. Auch das Datenschutz- und Urheberrecht variiert innerhalb der EU stark. In den USA muss sich ein Startup einmal mit den Gesetzen beschäftigen und hat dann einen Markt mit über 325 Millionen potentiellen Kunden zur Verfügung. In der EU aber muss man sich auf 28 unterschiedliche Gesetzgebungen einstellen, wenn man die 512 Millionen Kunden erschließen will. Dies führt wiederum dazu, dass große Unternehmen, die es sich leisten können, in jedem Land Anwälte zu bezahlen und ihren Dienst zu modifizieren, einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Startups haben. Dadurch wird die Gründerkultur in Europa behindert und wir geraten ins Hintertreffen. Wir fordern einen europäischen Rechtsrahmen für digitale Dienste und die Angleichung des Datenschutz- und Urheberrechts.

Dieser Antrag wird auch dem Bundeskongress der Europa-Union Deutschland, dem Kongress der JEF Europe und der UEF bei der nächstmöglichen Gelegenheit vorgelegt werden.

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Positionspapier zum EU-Weißbuch der Europäischen Kommission

64. Bundeskongress in Bremen, 14.10.17

Positionspapier zum EU-Weißbuch der Europäischen Kommission

Beschluss im Wortlaut:

Wir als Junge Europäische Föderalisten wollen die EU weiterentwickeln. Unser Ziel sind dabei die „Vereinigten Staaten von Europa“. Als Ansatzpunkt für die Diskussion um die Weiterentwicklung der Europäischen Union hat Jean-Claude Juncker das Weißbuch vorgelegt, dessen fünf Szenarien wir vorliegend kritisch beleuchten wollen.

1. Szenario: Weiter so wie bisher

Die JEF steht diesem Szenario des „Weiter so wie bisher“ kritisch gegenüber. Das jetzige System ist noch nicht ausreichend darauf eingestellt, auf aktuelle Krisen zu reagieren. Zum Beispiel funktioniert das von der Kommission vorgeschlagene System der Flüchtlingsverteilung bis heute nicht. Die Europäische Union kann solche weiteren Krisen mit den bestehenden Instrumenten nicht effektiv lösen, sondern muss sich verändern. Ein Aufrechterhalten des Status quo ist daher für uns als progressive, föderalistische und pro-europäische Organisation keine Option.

2. Szenario: Schwerpunkt Binnenmarkt

Der Binnenmarkt ist zweifellos eine der größten Errungenschaften der Europäischen Integration, sowie der erste gemeinsame Nenner der europäischen Einigung der Mitgliedstaaten. Dennoch begreifen wir die europäische Union nicht nur als ein Wirtschaftsmodell der Nationalstaaten, sondern sehen in ihr auch ein gemeinsames Lebensmodell und Wertegemeinschaft, die den Menschen in den Mittelpunkt rückt. Die EU hat auch in ihrer gegenwärtigen Verfassung mehr zu bieten wie Schengen, die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik, die Unionsbürgerschaft, den Euro etc. Europa braucht mehr Demokratie und Parlamentarismus, einer Konzentration auf den Binnenmarkt stehen wir weiterhin kritisch gegenüber.

3. Szenario: Wer mehr tun will, tut mehr

Ein „Europa der verschiedenen Geschwindigkeiten“ könnte eine Möglichkeit sein, die EU zumindest teilweise weiterzuentwickeln. Bei diesem Szenario sehen wir Chancen und Risiken gleichermaßen, die wir in einem offenen Diskussionsprozess der JEF berücksichtigen sollten. Als Chance sehen wir die Möglichkeit mit den Ländern, die dazu bereit sind, die Europäische Union zumindest in bestimmten Bereichen weiterzuentwickeln. So zumindest würden wir einen Raum schaffen, der die Möglichkeit eröffnet, dass progressive Ideen sich frühzeitig entfalten können. Andererseits sehen wir auch die Befürchtung einiger Mitgliedstaaten, durch ein “Europa der verschiedenen Geschwindigkeiten” vom europäischen Reformprozess abgehängt zu werden. Sollten wir ein Europa der verschiedenen Geschwindigkeiten in Betracht ziehen, so muss für jeden Mitgliedstaat zu jeder Zeit die Möglichkeit bestehen, weitere Reformschritte vorzunehmen und bei bereits bestehenden Integrationsstufen mitzuwirken. Zudem werden dadurch institutionelle Grundprobleme der EU nicht gelöst.

4. Szenario: Weniger, aber effizienter

Einer Konzentrierung auf einzelne Teilbereiche der EU stehen wir grundsätzlich kritisch gegenüber. In einzelnen Bereichen wäre es sicherlich sinnvoll im Rahmen des Subsidiaritätsprinzips Kompetenzen von der europäischen auf die nationale Ebene zurück zu verlagern. Jedoch braucht die EU dringend mehr Zusammenarbeit bei der Währungspolitik, bei der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik, beim Klimaschutz, beim Datenschutz, bei sozialen Mindeststandard oder auch bei der (Jugend-)Arbeitslosigkeit. Die EU würde vielleicht schneller, einfacher und verständlicher funktionieren, bliebe jedoch weit unter ihren Möglichkeiten.

5. Szenario: Viel mehr gemeinsames Handeln

Insgesamt ist hervorzuheben, dass wir als JEF das Weißbuch der Juncker-Kommission begrüßen. Generell begrüßt die JEF eine stärkere Zusammenarbeit auf europäischer Ebene in allen Bereichen. Die Krisen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die Zusammenarbeit auf europäischer Ebene besser geeignet ist, die Herausforderungen gemeinsam zu lösen. Zudem stimmt das Szenario 5 am meisten mit dem Ziel der JEF eines europäischen föderalen Bundesstaats überein. Gleichzeitig muss aber sichergestellt werden, dass die europäische Bevölkerung auf diesem Weg mitgenommen wird und nicht das Gefühl entsteht, es mangele in der EU an Legitimität. Es ist in der aktuellen Krisensituation der EU wichtig, mögliche Zukunftsszenarien darzustellen und über diese zu diskutieren. Erst durch die Vorstellung des Weißbuches und der kritischen Diskussion dieses gelingt es uns herauszustellen und aufzuzeigen, dass nur ein gemeinsames Handeln für uns als JEF eine denklogische Konsequenz ist. Seit 70 Jahren setzen wir uns bereits für ein vereintes Europa ein und wir verteidigen dieses gemeinsame Handeln in unserer täglichen Arbeit. Ein Mehr an gemeinsamem Handeln ist dringend notwendig, wenn die Europäische Union den großen Herausforderungen unserer Zeit gewachsen sein will. Weltweiter Migration, international organisierter Kriminalität, Terrorismus, Umwelt- und Klimaschutz, Digitalisierung, Schutz des geistigen Eigentums, biopolitischen Fragestellungen, und vielem mehr kann die EU nur dann wirksam und progressiv begegnen, wenn sie geeint auftritt und handelt. Schließlich ist die Strategie „Viel mehr gemeinsames Handeln“ der einzige Weg zu einem europäischen Bundesstaat. Wir sind überzeugt, dass durch den europäischen Föderalismus viele Entscheidungsverfahren demokratischer und das Europäische Parlament gestärkt würden. Dadurch wäre es einfacher für die Europäischen Bürger*innen die EU zu verstehen und die Vorteile würden deutlich sichtbarer werden.

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Raus aus den Sonntagsreden, rein in den Regierungsalltag: Für eine bürgernahe und moderne Europapolitik der kommenden Bundesregierung

64. Bundeskongress in Bremen, 14.10.17

Raus aus den Sonntagsreden, rein in den Regierungsalltag: Für eine bürgernahe und moderne Europapolitik der kommenden Bundesregierung

Beschluss im Wortlaut:

Das Jahr 2016 war in der Wahrnehmung vieler Menschen geprägt von gesellschaftlichen und politischen Ereignissen, die eher gespalten denn vereint haben. Kurz vor dem Jahreswechsel bildete der Ausgang der österreichischen Präsidentschaftswahl jedoch den Startpunkt für eine diskursive Wende und eine Rückkehr proeuropäischer Kräfte.

Aus JEF-Perspektive gab es einen gleichsam bedeutsameren Moment: Der March for Europe anlässlich des 60. Jahrestags der Unterzeichnung der Römischen Verträge hat zehntausende junge europabegeisterte Menschen aus allen Mitgliedstaaten der EU und darüber hinaus auf die Straße der italienischen Hauptstadt gebracht, um gemeinsam gegenüber den zeitgleich tagenden Staats- und Regierungschefs zu demonstrieren: Wir treten laut und deutlich für ein geeintes, demokratisches, soziales, starkes und vor allem föderales Europa ein. Parallel haben sich über Monate hinweg wöchentlich in immer größer werdender Zahl Menschen aller Altersgruppen auf öffentlichen Plätzen in Deutschland und ganz Europa versammelt, um ein gesellschaftliches Zeichen gegen Rechtspopulismus und für die Europäische Gemeinschaft zu setzen.

In Polen zum Beispiel, wo die nationalistische Regierung dabei ist, zentrale und fundamentale Werte Europas wie die Gewaltenteilung und Rechtsstaatlichkeit einzuschränken und offensiv anzugreifen, formiert sich wachsender gesellschaftlicher Widerstand gegen die kurzsichtige nationalistische Politik. Das Gefühl gegenseitiger Abhängigkeit und die Erkenntnis, dass wir in allen europäischen Ländern gemeinsam vor den gleichen Herausforderungen stehen, erfassen immer mehr Menschen in ganz Europa.

Diese Entwicklung hat aber auch einen tragischen Kern. Denn erst wenn die zivilisatorischen Errungenschaften Europas auf den Prüfstand gestellt werden, scheinen sich viele Menschen auf unser gemeinsames Schicksal zu besinnen. Es geht ein Ruck durch die europäische Zivilgesellschaft. Wir stehen vor einer ganzen Reihe von Chancen und Gelegenheitsfenstern für die europäische Politik der kommenden Monate und Jahre, von denen drei einen klaren Bogen von der europäischen bis zur lokalen Ebene schlagen:

  • Erstmals seit etlichen Jahren bietet sich eine reale Gegebenheit, die deutschfranzösische Freundschaft auch auf Regierungsebene mit neuem Enthusiasmus und Leben zu füllen und gemeinsam mit der neuen französischen Regierung als Motor für die Fortsetzung des europäischen Einigungsprojekts zu fungieren.
  • Auch wenn die vergangenen Wahlen in Europa in Wahlsiegen für proeuropäische Kräfte mündeten, so konnten populistische und antieuropäische Kräfte starke Stimmenzuwächse quer durch die EU verbuchen. Bei aller Ablehnung von deren Populismus und nationalistischer Hetze: Der Verweis auf existierende Missstände in Europa und Unzulänglichkeiten der Europäischen Union ist teils berechtigt.
  • Gleichzeitig versucht die Europäische Kommission mit einem in Teilen partizipativen Weißbuchprozess und einer Reihe von Reflexionspapieren eine europaweite Debatte über zahlreiche relevanten Zukunftsthemen anzustoßen, die wir alle gemeinsam zivilgesellschaftlich weiter in die Breite tragen und mit proeuropäischer Energie gegen antieuropäische Abwehrreflexe führen müssen.

All das verlangt weit mehr als situative und erratische Regierungshektik auf einem europäischen Krisengipfel nach dem anderen, sondern stellt Anforderungen an eine weitsichtige, kohärente und gemeinschaftliche europapolitische Strategie. Diese Strategie braucht es in jedem Mitgliedsstaat der EU, frei von nationalen Egoismen und kurzfristiger innenpolitischer Erfolgssucht.

Deutschland kommt hierbei als bevölkerungsreichstes und wirtschaftlich stärkstes Land im Herzen Europas eine besondere Verantwortung zu. Während europaweit Regierungen in hohem Tempo wechseln, beginnt die deutsche Regierungschefin Angela Merkel voraussichtlich bald ihre vierte Amtszeit in Folge. Allein das wäre Anlass genug, diese Form der Stabilität auch auf Europa ausstrahlen zu lassen und kontinuierlich und beständig auf ein klar und transparent definiertes politisches Ziel hinzuarbeiten.

Die Jungen Europäischen Föderalisten Deutschland fordern daher nach einem wichtigen europäischen Wahljahr 2017 die kommende Bundesregierung der Bundesrepublik Deutschland dazu auf,

  1. die Vorschläge des französischen Präsidenten Macron und der Europäischen Kommission aufzugreifen und im Schulterschluss mit unseren Partnern in Frankreich und Europa Diskussionsforen bereitzustellen, in denen die Bürger*innen auch wirklich Gehör finden. Insbesondere die organisierte Zivilgesellschaft soll dort mit der Bundesregierung in einen echten Dialog über ihre Visionen für Europa und konkrete Ideen eines deutschen Beitrags hierzu treten können. Diese Diskussionsforen sollten allen europäischen Partnern offenstehen.
  2. der deutschen Europapolitik auf Bundesebene endlich den politischen Stellenwert einzuräumen, den sie verdient und die europapolitischen Kompetenzen der Bundesregierung in einem eigens dafür einzurichtenden Ministerium für Europapolitik und Unionsangelegenheiten zu bündeln. Eine bürgernähere Europapolitik in Deutschland braucht den Grad an Personalisierung, den wir für die Politik der EU schon lange fordern und das Maß an Bündelung von Querschnittskompetenzen, welches man für eine strategiefähige Europapolitik braucht. Das kann und muss ein erster Schritt sein, um die Angriffsfläche der europafeindlichen Populist*innen zu reduzieren, Transparenz in der Formulierung von Europapolitik zu erhöhen und gänzlich neue Hebel der Regierungskommunikation zu nutzen.
  3. Debatten zur strukturellen Reform der europäischen Institutionen nicht mehr nur zur Kenntnis zu nehmen, sondern als treibende Kraft auf eine weitere Demokratisierung europäischer Strukturen und Europäisierung nationaler Strukturen hinzuwirken. Dazu gehört der verbindliche Einsatz der Bundesregierung für die Schaffung transnationaler Europalisten der europäischen Parteienfamilien zur kommenden Europawahl 2019 und eine rechtlich bindende Verankerung des Spitzenkandidatenprinzips in einer europäischen Wahlrechtsreform. Auch die zahlreichen anderen Vorschläge, die Jean-Claude Juncker in seiner Rede State of the Union im September 2017 genannt hat, müssen als Debattenbeiträge von der Bundesregierung kommentiert und eingeordnet werden. Nur so entsteht eine Verknüpfung von abstrakt scheinenden Ideen und konkreten Konzepten, zu denen sich eine neue und bürgernähere Europapolitik positionieren muss.
  4. ihrer zentralen Position in Europa als Vermittlerin zwischen den Gründungsstaaten und anderen langjährigen EU-Staaten sowie den neueren osteuropäischen Mitgliedsstaaten zu verstehen. In diesen Zusammenhang spielt Polen eine zentrale Rolle. Die proeuropäischen, demokratischen Kräfte in Polen müssen daher kontinuierlich unterstützt werden. Das Format des Weimarer-Dreiecks muss gestärkt werden, um den Dialog weiterhin aufrecht zu erhalten.
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Vorurteile abbauen – für eine faire Handelspolitik

64. Bundeskongress in Bremen, 14.10.17

Vorurteile abbauen – für eine faire Handelspolitik

Beschluss im Wortlaut:

Wir Junge Europäische Föderalisten stehen für eine solidarische und freie Welt, die wir vorantreiben und mitgestalten wollen. Deswegen wollen wir uns für ein solidarisches sowie föderales Europa, für die Demokratisierung der Welt, für eine Überwindung der Nationalstaaten und die Durchsetzung sowie Einhaltung der Menschenrechte und einen fairen und offenen Welthandel positionieren. Das jetzige System des weltweiten Freihandels wird wegen fehlender sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit kritisiert. Die Lösung dieser Systemschwächen kann jedoch nicht eine Abkehr von der Chance auf freien und fairen Welthandel sein.

Auch möchten wir eine differenzierte Sichtweise auf internationale Handelsabkommen befördern. Daher gilt für uns, dass wir die Globalisierung mitgestalten und mitverhandeln möchten. Deswegen ist es unsere Aufgabe als Bürger*innen uns zu informieren und genau zu definieren, wie wir unser gemeinsames Welthandelssystem organisieren wollen. Bei zukünftigen Debatten über neue Freihandelsabkommen, müssen die Bürger*innen früh und aktiv in den Verhandlungsprozess einbezogen werden.

Die intensiven Debatten über die verschiedenen geplanten oder abgeschlossenen Freihandelsabkommen der EU haben gezeigt, dass erhebliche Vorbehalte in der Bevölkerung vorherrschen. Viele Menschen fühlen sich als Verlierer der Globalisierung und betrachten diese als ein Machtverlust der Nationalstaaten gegenüber internationalen Konzernen. Im Bewusstsein dieser Erfahrungen fordern wir die politischen Entscheidungsträger*innen Europas auf über verschiedene Formate den Dialog mit den Menschen zu suchen, Vorbehalte abzubauen und die Chancen eines fairen Welthandels zu diskutieren. Bürger*innen sollen somit in die Lage versetzt werden, sich informieren zu können und zu definieren, wie ein gemeinsames Welthandelssystem organisiert werden kann.

Gleichzeitig erkennen wir an, dass nicht alle Menschen gleichermaßen von einer globalisierten Welt profitieren. Dafür müssen geeignete Wege einer Kompensation gefunden werden. Darüber hinaus ist europäische Handelspolitik mit Entwicklungsländern auch immer als Entwicklungspolitik zu verstehen. Europa muss sich, auch im eigenen Interesse seiner Verantwortung gegenüber diesen Ländern bewusstwerden und darf die dortigen Märkte nicht durch umfassende Freihandelsabkommen mit subventionierten europäischen Produkten beeinträchtigen.

Wir wollen eine aktive Gestaltung von Freihandelsabkommen, die, demokratisch legitimiert, sich für hohe Standards für Arbeitnehmer*innenrechte und Umweltschutz einsetzt. Vor allem fordern wir, dass unser europäisches Vorsorgeprinzip nicht durch Freihandelsabkommen aufgeweicht werden darf.

Uns ist durchaus bewusst, dass diese Forderungen sich entgegen dem Zeitgeist bewegen, dass Umfragen in Deutschland deutlich machen, dass viele Menschen Angst vor der Globalisierung haben. Wir jedoch wollen eine Organisation sein, die Menschen die Angst nimmt zurückgelassen zu werden, weil wir selbstbewusst in Verhandlungen treten, weil wir ihnen die Chance geben mitzugestalten und wir ihnen das Gefühl nehmen wollen, dass über sie hinweg entschieden wird. In der Debatte um Freihandel müssen wir genau benennen, welche positiven Seiten der Freihandel zum Beispiel für die Förderung der Menschenrechte und die Erhöhung der Lebensstandards haben kann ohne dabei mögliche negative Folgen zu ignorieren.

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Friedliche Lösung und diplomatische Entschärfung des Katalonien-Konflikts

64. Bundeskongress in Bremen, 14.10.17

Friedliche Lösung und diplomatische Entschärfung des Katalonien-Konflikts

Beschluss im Wortlaut:

Die Jungen Europäischen Föderalisten Deutschland:

  • feststellend, dass in Katalonien am 1. Oktober 2017 ein Unabhängigkeitsreferendum abgehalten wurde und mit dem gewählten Verfahren gegen das europäische Prinzip der Rechtsstaatlichkeit verstoßen wurde,
  • wahrnehmend, dass der Wunsch nach Autonomie in einem wachsenden Teil der katalanischen Bevölkerung vorhanden ist und sich – wenn auch nicht rechtmäßig und repräsentativ – in Form eines die Unabhängigkeit befürwortenden Referendums ausgedrückt hat,
  • bedauernd, dass das Autonomiestatut der Region Katalonien, existierend seit 1978 und überarbeitet 2006, von der Zentralregierung in Madrid zunehmend in Frage gestellt wird und nach einem Urteil des Verfassungsgerichts eingeschränkt wurde,
  • bemängelnd, dass die Dialogbereitschaft beider Seiten im Vorfeld des Referendums nur bedingt vorhanden war,
  • verurteilend, dass die spanischen Sicherheitskräfte im Rahmen des Referendums unverhältnismäßig hohe Gewalt anwandten und gezielt physisch nicht wehrhafte Abstimmende attackierten,
  • kritisierend, dass die Institutionen der Europäischen Union sowohl im Vorfeld als auch im Nachgang des Referendums nicht eindeutig Position für eine friedliche Lösung des Konflikts bezogen,
  • alarmiert darüber, dass die friedenssichernde Rolle der Europäischen Union im Eventualfall einer gewalttätigen Eskalation des Konflikts unwiederbringlich beschädigt werden könnte,

fordern:

  • die Versammlung aller Konfliktparteien, namentlich von Regierungsvertretern der spanischen Zentralregierung, Vertretern der katalanischen Regionalregierung, Abgeordneten des spanischen Parlaments, Abgeordneten des katalanischen Parlaments, Vertretern beider Lager der katalanischen Zivilgesellschaft, Vertreter der Europäischen Kommission und des Europäischen Parlaments, um einen Runden Tisch,

eine Mediation der Verhandlungen durch einen externen Vermittler mit dem Ziele einer friedlichen Lösung des Konflikts unter Rückgriff auf diplomatische Mittel.

jefwpFriedliche Lösung und diplomatische Entschärfung des Katalonien-Konflikts
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Stärkung der (Menschen)Rechte von LGBTQI*+ Personen

64. Bundeskongress in Bremen, 14.10.17

Stärkung der (Menschen)Rechte von LGBTQI*+ Personen

Beschluss im Wortlaut:

Die Jungen Europäischen Föderalisten Deutschland

  • feststellend, dass in der Europäischen Union durch die europäische Menschenrechtskonvention die Gleichheit, Freiheit und Individualität aller Menschen in den Ländern der Europäischen Union gewährleistet werden muss,
  • verweisend auf die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948,
  • wahrnehmend des beschlossenen Antrages „Gegen diskriminierender Gewalt einvernehmlicher Sexualität“ von dem Bundesausschuss 2015-IV,

fordern

  1. die europaweite Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften sowie deren rechtliche und steuerliche Gleichstellung zu gemischtgeschlechtlichen Partnerschaften,
  2. die Möglichkeit für gleichgeschlechtliche Paare, Kinder adoptieren zu dürfen um ihnen eine sichere und glückliche Kindheit zu gewährleisten,
  3. dass die Änderung des Geschlechts für Intersex*-, Queer*- und Trans*personen europaweit vereinheitlicht und vereinfacht werden soll. Behörden sollen auch vor der Änderung im Personenstandswesen die Personen im gewählten Geschlecht anreden und entsprechende Pronomen verwenden.
jefwpStärkung der (Menschen)Rechte von LGBTQI*+ Personen
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