Frauenrechte ohne Grenzen

Eine gemeinsame Pressemitteilung der JEF Deutschland und der Jeunes Européens France

Vor 107 Jahren fand der erste internationale Frauentag statt. Der Vorschlag zur Errichtung dieses Tages kam von der deutschen Politikerin Clara Zetkin auf der Internationalen sozialistischen Frauenkonferenz im Jahr 1910, die hunderte Frauen aus insgesamt 17 Ländern vereinte. Das Ziel ihres Vorschlags war es eine jährliche Kundgebung zur Forderung von Frauenrechten zu organisieren – Das Wahl- und Arbeitsrecht für Frauen waren dabei Prioritäten. Der erste internationale Frauentag war ein voller  Erfolg: über 1 Millionen Frauen demonstrierten in ganz Europa und in den USA mit den Zielen gehört zu werden aber auch die Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen sowie die Grenzen zwischen den Ländern abzuschaffen. Die französische Fassung lesen.

“Sie sind auch fest entschlossen, nach einem Sieg alls Rechte einzufordern, die ihnen zustehen.” – Clara Zetkin, Rede der ersten internationalen Konferenz der Kommunistinnen

Wie ist ein Jahrhundert später die Lage der Ungleichheiten und Zusammenarbeit zwischen den Ländern? Wie ist die Situation zwischen Deutschland und Frankreich, den beiden “Antriebsstaaten” Europas?

Ein neuer Elysee-Vertrag zur Angleichung der Welten 

Am 22. Januar 2018 unterschrieben Deutschland und Frankreich eine neue Resolution mit dem Ziel einer besseren, effizienteren und abgestimmteren grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Dies ist ein historischer Schritt nach vorne von dem alle betroffenen AkteurInnen aber auch PolitikerInnen aus Baden-Württemberg und dem Elsass Gebrauch machen müssen, um ihn in die Realität umzusetzen. Die Unterzeichnung der Resolution zur Neuausrichtung des Elysee-Vertrags fand sowohl im Bundestag in Berlin als auch in der Assemblée Nationale in Paris statt: diese sprachliche und politische Symmetrie möchten wir hier vertreten.

Die Herausforderung der Zahlen

Wir sind davon überzeugt, dass eine direktere Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich den Kampf gegen jegliche Ungleichheiten deutlich unterstützen würde, und haben uns hierzu die Vertretung der Frauenrechte auf beiden Seiten der Grenzen genauer angesehen.
Maßgeblich erstaunt waren wir zunächst darüber, dass es fast keine aktuellen und detaillierten Daten zu diesem Thema zu finden gibt. Es stellt sich somit die grundsätzliche Frage wie grenzüberschreitende Austausche aufgefasst und analysiert werden, sei es im Arbeits-, Gesundheits-, Universitären oder auch in zahlreichen anderen Umfeldern.
Dieser Datenmangel trägt auch zur geringen grenzüberschreitenden Dynamik bei, da es fast unmöglich ist zu erörtern welche Personen betroffen sind, welchen Herausforderungen sie sich stellen und warum sie damit konfrontiert sind. Diese Informationen sind jedoch Voraussetzung um Ungleichheiten zu bekämpfen.

Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Dienste der Frauenrechte

Ein konkretes Beispiel, welches nur über eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit gelöst werden kann, ist die Prostitution. Während in Frankreich 2016 ein Gesetzesvorschlag zur Bekämpfung der Prostitution und zur Unterstützung von Prostituierten verabschiedet wurde, wird in Deutschland Prostitution weiterhin lediglich reguliert. Nur eine Zusammenarbeit beider Länder und vor allem zwischen grenznahen Städten wie Straßburg und Kehl oder Saargemünd und Saarbrücken, würde eine politische Kohärenz ermöglichen und die Frauenausbeutung nicht mehr nur bis vor die Grenze schieben. Die Achtung der Menschenwürde muss ein gemeinsames Projekt sein.

Deutschland – Frankreich, eine Herausforderung im Herzen

Wir sind überzeugte Europäerinnen der Schengen- und Erasmus-Generation; der Begriff der “Grenzen” ist uns fremd. Für uns im Nordosten Frankreichs ist die grenzüberschreitenden Zusammenarbeit kein Thema, welches der internationalen Beziehungen überlassen oder zwischen den Hauptstädten diskutiert wird, vielmehr ist sie im Elsaß und in Baden-Württemberg eine Alltagsbegleitende Herausforderung.

“Alle Staaten [Europas] stellen sich heute drei Hauptherausforderungen: Frieden, Freiheit und Wohlstand (…) um (diese) Herausforderungen meistern zu können (…) werden wir uns in drei Richtungen orientieren müssen: Ein Europa der Solidarität, ein unabhängiges Europa, und eine Europa der Zusammenarbeit.”

Diese Worte sprach Simone Veil 1979 in Ihrer Rede zum Amtsantritt der Präsidentschaft des europäischen Parlaments. Für uns sind diese Worte eine Offensichtlichkeit und ein Ziel dass es dringend gilt zu erreichen. Ohne eine fundierte Zusammenarbeit, insbesondere im Thema der Gleichberechtigung, wird in den Grenzregionen niemand ein stabiles, erfülltes und weltoffenes Leben beanspruchen können. Weder die Gleichheit zwischen Männern und Frauen, noch die Entstehung einer deutsch-französischen Identität innerhalb eines wirtschaftlichen, sozialen und solidarischen Europa sind unerreichbare Ziele. Lasst uns dies beweisen!

Dieser Text wurde im französischen Original von Rebecca Breitman, Jeunes Européens Strasbourg, verfasst. DIe Jungen Europäische Föderalisten und die Jeunes Européens France unterstützen den Aufruf.
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