16. und 17. Mai 2015/Passau: Vor 30 Jahren wäre es noch undenkbar gewesen, dass Junge Europäische Föderalisten aus der Tschechischen Republik die JEF Passau besuchen, um ein ganzes Wochenende lang über die Europäische Union zu debattieren. Dank der Samtenen Revolution und der EU-Osterweiterung 2004 war es aber glücklicherweise überhaupt kein Problem mehr für die JEF Czech Republic, sich einfach ins Auto zu setzen und die vier Stunden von Prag nach Passau zu fahren. So konnten wir im Rahmen des JEF Twinning-Programms einen produktiven Austausch zwischen zwei JEF-Verbänden im Herzen Europas starten.
Das Wochenende drehte sich rund um “europäische Identitäten”. Welches Thema könnte auch spannender sein angesichts der Tatsache, dass unsere Eltern in zwei komplett unterschiedlichen politischen Systemen aufgewachsen sind? Wir organisierten eine Diskussion mit dem Titel “Identitäten in Europa”, die von Felix Baumgärtel vom Deutsch-Tschechischen Jugendforum moderiert wurde. Felix hat eine Ausstellung über “Deutsch-Tschechische Identitäten in Europa” konzipiert, daher weiß er, wie sehr die Meinungen zu der Frage, was Europäer sein eigentlich bedeutet, auseinander gehen können. Es war nicht leicht, nach zweistündiger Diskussion ein Fazit zu ziehen, aber wir haben es dennoch versucht: Die Identifikation mit den Werten der EU ist der erste Schritt, um eine europäische Identität aufzubauen. Gleichzeitig aber werden wir immer mit den kulturellen Besonderheiten der Region verbunden bleiben, in der wir aufgewachsen sind.
Der zweite Teil unseres Programms bestand in intensiven Gesprächen über die europäische Finanzkrise, die Migrationspolitik der EU und die Deutsch-Tschechischen Beziehungen. Während eines Workshops erstellten wir zudem eine Mind-Map mit Gedanken zur “Zukunft Europas”. Ein Wunsch auf unserer Liste war eine europäische Armee, genauso wie eine stärkere gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) – und natürlich eine föderale Verfassung für Europa. Das Quotensysteme zur Verteilung von Migranten auf die verschiedenen EU-Länder, das die EU Kommission kürzlich vorgeschlagen hat, bewerteten wir ebenfalls positiv.
Die zwei Tage vergingen schneller als erwartet. Letztendlich waren wir sogar so zufrieden mit dem Austausch, dass wir bereits mit der Planung für einen Gegenbesuch der JEF Passau in Prag begonnen haben. Dieser wird wahrscheinlich Ende 2015 stattfinden. Wir sind überzeugt, dass es bis dahin wieder viele neue Themen zur EU Politik geben wird, über die es sich zu diskutieren lohnt.
Übersetzung von Hannah Illing